Klimabäume der 2. Generation
Feldversuch Klimabäume der 2. Generation
in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein
Dr. Andreas Wrede (Leiter des Fachbereichs Versuchswesen Gartenbau, Baumschule)
Thorsten Ufer (stellvertretender Leiter des Fachbereichs Versuchswesen Gartenbau, Baumschule)
Die Wahlmöglichkeiten bei den Klimabäumen der 1. Generation (siehe Klimabaum-Katalog), die jetzt schon in ausgewählten Städten gepflanzt werden, sind schon ziemlich hoch, aber trotzdem noch nicht ausreichend genug. Denn bei einer Kombination zweier oder noch weiterer gewünschter Eigenschaften dieser Bäume wie z.B. Frosthärte, Trockenheitstoleranz, Hitzeverträglichkeit, Emissionstoleranz, Windfestigkeit, pH-Werttoleranz, Salzverträglichkeit oder Stadtklimafestigkeit wird die Auswahl dann deutlich kleiner, bis z. T. nur noch eine Baumart übrig bleibt.
Um die Auswahl zu erhöhen, ist dringend eine Suche und Erforschung weiterer Baumarten notwendig, die dann aus Regionen kommen müssen, in denen die von uns gewünschten Eigenschaften natürliche Anpassungen an den dortigen Standort sind (z.B. ausgeprägte Hitze- und Trockenperioden im Sommer sowie zusätzlich Starkfrostereignisse im Winter), die wir in Zukunft auch bei uns erwarten können.
Die Herkunftsgebiete dieser Bäume sind dann z.B.
- Südeuropa
- Nordamerika
- Hochland im Nahen, Mittleren und Fernen Osten
Immer neue eingeschleppte Importschädlinge sind eine zusätzliche Herausforderung des meist noch einheimischen Stadtbaumsortiments. Die Globalisierung und die Klimaerwärmung fördern jedoch das vermehrte Auftreten von bisher in Deutschland nicht oder nur selten beobachteten Krankheiten und Schädlingen wie z.B.
- Rußrindenkrankheit des Ahorns
- Birnenbaumprachtkäfer (Agrilus sinuatus)
- Rosskastanien-Miniermotte (Cameraria ohridella)
- Pseudomonas-Rindenkrankheit der Rosskastanie
- Blausieb (Kastanienbohrer, Zeuzera pyrina)
- Eschentriebsterben
- Massaria-Krankheit an Platanen
- Platanennetzwanze (Corythucha ciliata)
- Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea)
- Zweigsterben der Linde
- Linden- oder Malvenwanze (Oxycarenus lavaterae)
- Verticillium (Bodenpilz)-Sterben
Eine größere, anzustrebende Pflanzenvielfalt verhindert, dass ganze Straßenzüge, die nur mit einer Baumart bepflanzt wurden, befallen werden und dann ausfallen oder enorme Pflegekosten verursachen.
Auf unserem Versuchsfeld wird dann die Möglichkeit einer fachgerechten Anzuchtfähigkeit untersucht sowie erste Härteparameter wie eventuelle Winter- bzw. Spätfrostgefährdungen sowie die Hitze- und Trockenheitstoleranz am Standort Tornesch ausgewertet. Es wird z.B. der Zeitpunkt des Blattaustriebs, der Vollblüte, der Fruktifikation, der Holzausreife, der Herbstfärbung sowie des Blattfalls dokumentiert. Weitere Prüfparameter sind: Schädlingsbefall, abiotische Schäden, Vitalität, Längenwachstum, Stammdickung und Neigung zur Leittriebausbildung.
Nach der Verpflanzung der Testbäume im Jahr 2019 vom 3xv-Standort in den Klimabaumhain (4xv-Standort) wurden von 10 ursprünglichen Bäumen pro Art bzw. Sorte 8 in die umliegenden Städte verpflanzt, um sie nun den widrigen Stadtbedingungen auszusetzen. Auch dort sowie im Klimabaumhain werden sie von der Landwirtschaftskammer weiterhin begleitet und begutachtet.
Eine Empfehlung ist erst nach gründlicher Auswertung aller Versuchsergebnisse möglich, was unter Umständen Jahre in Anspruch nehmen wird und erst nach vielen Durchläufen von Wetterextremen belastbare Ergebnisse liefert.
Es wird ein konservativer Beratungsansatz verfolgt.
Es gibt mittlerweile aber schon aussichtsreiche Kandidaten. Die sogenannte „Shortlist“ nimmt aber nur langsam Gestalt an.
Liste der Versuchsbäume im Klimabaumhain mit Herkünften
Kulturnoten (Schulnotensystem) nach Produktionsaspekten in der Baumschule
Weitere Presse Informationen lesen Sie hier:
Bauernblatt 13.03.2021
Deutsche Baumschule Jan. 2021